Josef Pisker verließ Krems und sein Mode- und Gemischtwarengeschäft in der Sparkassengasse bereits vor 1938 und emigrierte nach Palästina. Wir können nur annehmen, dass es gewichtige Gründe für seinen Abschied von der Heimatstadt gab, denn die Datenlage in den Archiven macht darüber keine Aussagen. Im Informationsmangel, der sowohl das Geschäft selbst als auch die Umstände seines Verkaufs betrifft, steht der Ort exemplarisch für die historische Behandlung der ehemaligen jüdischen Geschäfte der Stadt.
Vor 1938 gab es in Krems 30 von Jüd:innen geführte Betriebe: Da war zum Beispiel das Bekleidungsgeschäft der Familie Neuner am Steinertor, der Uhrmacher Peter Bader in der Dinstlstraße 2 oder der Bürstenbinder Bernhard Glass. Viele dieser Geschäfte wurden – wie das Wäschegeschäft Neuner – nach der Machtergreifung der Nationalsozialist:innen geplündert. Angesichts der Feindseligkeiten entschlossen sich deshalb viele Eigentümer:innen, ihre Betriebe zu veräußern. Manche wurden sogar, wie Rudolf Wasservogel, durch Inhaftierung zum Verkauf gezwungen. In den seltensten Fällen dürfte der Verkaufspreis jedoch dem realen Wert entsprochen haben. Nur von zwei Betrieben, dem pharmazeutischen Labor von Oskar Wolter und der Tischlerei von Otto Adler, ist bekannt, dass sie – zugunsten nicht-jüdischer Unternehmer:innen – enteignet wurden. Bei zwei anderen Geschäften ließen sich die Ehepaare scheiden, damit der „arische“ Partner den Betrieb weiterführen konnte. Nur zu zehn der 30 jüdischen Geschäfte sind Informationen zu finden, die obendrein unvollständig sind.