Nach dem „Anschluss“ 1938 wurde Krems die neue „Gauhauptstadt“ von Niederdonau. Die Verwaltung wurde allerdings nie vollständig von Wien nach Krems übersiedelt, da die enstprechenden Räumlichkeiten fehlten. Der einzige zivile Neubau aus der Zeit des NS-Regimes war der Brauhofsaal.
Dass er an diesem Ort gebaut werden konnte, lag auch an der rücksichtslosen Vertreibungspolitik der Nationalsozialist:innen. In den Häusern unmittelbar neben dem Steinertor, außerhalb der Stadtmauer, lebten einige jüdische Familien, die bis September 1938 die Stadt verlassen mussten. Ihrem raschen Abriss stand nun nichts mehr im Weg. Im November 1940 wurde der Brauhofsaal feierlich eröffnet.
Jetzt konnte die NSDAP die Bürger:innen der Stadt zu großen Kundgebungen versammeln. Neben Parteiveranstaltungen fanden hier auch Konzerte, Vorträge und Theateraufführungen statt. Später sammelte das Winterhilfswerk an dieser Stelle Wollfäustlinge, Unterhosen oder Ski für die Soldaten an der Ostfront. Als letztes Aufgebot des nationalsozialistischen Kriegs wurde hier 1945 der Volkssturm vereidigt.
Nach Kriegsende begann das kulturelle Leben mit Konzerten des sowjetischen Militärs, mit Opernaufführungen und Boxveranstaltungen. Maturant:innen feierten hier genauso wie die Vereinigung der Stalingradkämpfer. Der Brauhofsaal blieb der einzige große Saal in der Stadt. Er wurde bis in die 1990er Jahre intensiv genutzt und ist für Generationen von Kremser:innen mit positiven Erinnerungen verbunden.
1993 wurde der Brauhofsaal abgerissen. Er musste Platz machen für ein großes Einkaufszentrum. Geblieben ist eine Türschwelle an einem Nebeneingang des Brauhofs.