Die Tabakfabrik in Krems beschäftigte in den 1930er Jahren rund 1.000 Arbeiter:innen, der Großteil davon waren Frauen. Im Jahr 1931 wurden an die 75 Millionen Virginia-Zigarren hergestellt. Wie viele andere Fabriken war auch die Kremser Niederlassung der Austria Tabak ein Ort des organisierten Widerstands gegen den Nationalsozialismus.
Die Widerstandskämpferin Leopoldine Puhl erinnert sich an den „Anschluss“ im März 1938, als an den Toren der Tabakfabrik die Gesinnung der Arbeiter:innen kontrolliert wurde:
„Da sind sie dann alle – die Herren, die Werkmeister – in SA-Uniform vor dem Tor gestanden. Dann mussten wir alle mit ‚Heil Hitler‘ grüßen. Das war wie ein Spießrutenlauf, vorn beim Tor links und rechts, und sie haben geschaut, wer ein Parteiabzeichen hat, einige sind erst knapp vorher noch zur Partei gegangen […], die haben sich eines angesteckt.“
Leopoldine Puhl verweigerte den Hitlergruß. Wie weitere Mitglieder einer Widerstandsgruppe wurde sie 1942 von der Gestapo beschuldigt, Spenden für die „Rote Hilfe“ (eine Hilfsorganisation, die geflohene oder inhaftierte kommunistische und sozialdemokratische Parteimitglieder und deren Familien unterstützte) gesammelt und kommunistische Zeitschriften verteilt zu haben. Puhl und weitere Mitglieder der Widerstandsgruppe wurden wegen „Hochverrats“ angeklagt und zu Haftstrafen bis zu fünf Jahren verurteilt. Die Geschichte dieser Widerstandsgruppe ist im zweiten Stock des Altbaus der Universität für Weiterbildung Krems, die in die Räumlichkeiten der Tabakfabrik gezogen ist, an Wandtafeln nachzulesen.