Die Synagoge in Krems wurde 1894 eingeweiht. Entworfen vom Wiener Architekten Max Fleischer, zeichnete sie ihre Verbindung von neugotischem Kirchenstil und Bürgerhäusern der Renaissance und vor allem ihr monumentaler dreistufiger Fassadengiebel aus. Zur Zeit ihrer Errichtung lebten in Krems rund 300 Jüd:innen.
Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1938 musste die Synagoge von der Israelitischen Kultusgemeinde an die NS-Stadtverwaltung übergeben werden. Bei der „Räumung“ des Tempels im September 1938 mussten die jüdischen Kremser:innen an einem demütigenden antisemitischen Spektakel teilnehmen. Unter Anwesenheit zahlreicher Schaulustiger wurden sie gezwungen, mit Einrichtungs- und Kultgegenständen „Tempel zu hüpfen“, und waren dabei körperlichen Übergriffen ausgesetzt.
Das Novemberpogrom 1938 überstand das Gebäude, weil SA- und SS-Einheiten befürchteten, dass sich bei einer Brandstiftung das Feuer auf die angrenzenden Häuser ausbreiten würde. Sie beteiligten sich stattdessen an der Zerstörung der Synagoge in St. Pölten. Beim Bombenangriff auf Krems im April 1945, der den Bahnhof und die gesamte Bahnhofstraße bis zur Synagoge zerstörte, blieb das Gebäude weitgehend unbeschädigt.
1952 forderte die Israelitische Kultusgemeinde Wien die Synagoge erfolgreich wieder zurück. Knapp zwanzig Jahre später verkaufte sie den Grund an die beiden Unternehmen KONSUM und St. Pöltner Dampfbäckerei. Die neuen Besitzer:innen ließen die Synagoge 1978 abreißen. Derzeit steht an ihrem Platz ein Wettlokal.